Pessimismus ist nicht gleich schlecht
Positives Denken wird heutzutage für die Lösung fast aller Probleme gesehen. Und das kommt nicht von ungefähr. Heutzutage werden wir mittlerweile überall und insbesondere auf den Social Media Kanälen mit Selbsthilfebüchern und Motivationstrainern nur so überflutet. Ständig bekommen wir nur zu hören, wie wichtig es ist immer positiv zu denken. Doch kann und sollte man überhaupt in wirklich jeder Lebenslage nur positiv denken? Oder ist ein gesunder Pessimismus manchmal nicht etwas eher angebracht?
Was verbirgt sich hinter dem positiven Denken?
Die Logik dahinter ist eigentlich ziemlich simple. „Du bekommst was du Sähst“ – sprich wenn du dich auf das positive in deinem Leben fokussierst wirst du auch dementsprechend mehr davon bekommen.
Natürlich gibt es viele Situationen in denen dieser Ansatz eine große Hilfe ist. Ohne einen stark ausgeprägten Optimismus hätte sich unsere Menschheit wohl kaum soweit. Entwickeln können, wo wir uns momentan gerade befinden. [1]
Ein sehr beliebtes Beispiel was in diesem Zusammenhang dementsprechend auch sehr gerne verwendet wird ist die Tatsache, dass Thomas Edison 10.000 Versuche benötigt hat, um am Ende eine funktionierende Glühbirne zu entwickeln.
Ebenso kann man aber auch ein „moderneres“ Beispiel verwenden, indem man sagt, dass wahrscheinlich so gut wie jedes Start-Up ohne positives Denken schon in den ersten paar Tagen- oder Wochen aufgegeben hätte. [1]
Das positive Denken an sich stellt also kein Problem dar.
Doch was ist dann das eigentliche Problem?
Das eigentliche Problem entsteht dann, wenn sich das ursprünglich „gut gemeinte“ positive Denken zu einem Zwang entwickelt hat. Wenn wir nämlich der Meinung sind, immer positiv denken zu müssen dann treten folgende drei Probleme in diesem Zusammenhang auf:
- Jegliche Art von negativen Gedanken oder negativen Gefühlen werden unmittelbar verdrängt, weil wir davon ausgehen, dass wir dadurch nur noch mehr von ihnen anziehen würden und das wollen wir natürlich unter allen Umständen vermeiden.
- Was wir verdrängen wird nur noch intensiver
Das ist der Punkt an dem wir realisieren, dass unser kläglicher Versuch unsere negativen Gedanken und Gefühle von uns zu stoßen bzw. zu verdrängen genau das Gegenteil von dem, was wir eigentlich erwartet haben hervorruft.
- Wir wollen den zweiten Punkt weiterhin nicht akzeptieren und fangen deswegen damit an uns für unseren negativen Gedanken und Gefühle zu verurteilen, sodass wir uns. Gleich noch viel schlechter, als wir das ohnehin schon getan. Haben fühlen.
Alles nur ein riesen Widerspruch in sich?
So paradox es sich auch anhören mag- so ist es leider wahr. Denn das eben beschriebene Dilemma ist es, welches eintritt sobald wir versuchen uns zwanghaft auf das ausschließlich „positive“ zu fokussieren. [1]
Wahrscheinlich wird dem ein oder anderen die folgende Situation durchaus vertraut vorkommen.
Es ist irgendwas passiert (die Trennung von deinem Partner, oder jemand hat dich auf der Arbeit geärgert etc..) , weshalb du dich so richtig – richtig mies fühlst. Trotzdem wolltest du diese Gefühle aber unter keinen Umständen zulassen. Daraufhin hast du dich aber nur noch schlechter gefühlt, weil dir bewusst geworden ist, dass du in diesem Moment wirklich NICHTS gegen deine schlechte unternehmen kannst.
Aufgrund dieser eben genannten Tatsache ist es einfach nicht möglich und demnach auch nicht hilfreich, einfach immer nur „positiv“ zu denken. [1]
Es werden uns einfach immer wieder Situationen in unserem Leben begegnen in denen es uns einfach mal nicht so gut geht und wir von negativen Gedanken, von Sorgen oder schmerzhaften Gefühlen geplagt werden.
Und genau in diesen Momenten sollten wir eben nicht versuchen diese Gedanken und Gefühle einfach zu verdrängen, sondern anstelle dessen einfach mal versuchen diese zu akzeptieren! Versuche deine negativen Gedanken und Gefühle also einfach mal zu beobachten und im Anschluss daran zu erkennen, dass es sich bei diesen Gedanken und Gefühlen auch nur um eine „momentan Situation“ handelt, die auch wieder vorüber gehen wird.
Manchmal kann man NICHT alles schaffen
Insbesondere wenn es um Akzeptanz geht, ist es auch nicht verkehrt einfach mal zu akzeptieren, dass unsere Gedanken- so gerne wir es manchmal auch hätten- manchmal einfach nicht dazu im Stande sind auf alles einen Einfluss zu haben. Selbst wenn dir das noch so viele Erfolgstrainer und Erfolgsbücher einreden wollen, sieht die Realität manchmal jedoch so aus, dass uns nichts weiter übrig bliebt, als die Dinge so hinzunehmen wie sie sind.
Das bedeutet jetzt nicht, dass du dich auf Dauer von diesen Gedanken und Gefühlen belasten sollst – natürlich solltest. Du irgendwann versuchen deine Einstellung diesen Umständen gegenüber so anzupassen, dass sie dich irgendwann nicht mehr belasten.
Was mit dem „manchmal können wir es einfach nicht ändern“ gemeint ist, ist die Tatsache, dass es zum Beispiel unmöglich ist und dementsprechend auch völlig irrelevant ist, wie positiv du auch denken magst, innerhalb von 3 Monaten zu einem herausragenden Musiker zu werden, wenn du dieses Instrument zuvor noch nie in deiner Hand gehabt hast. [1]
Manchmal bleibt uns eben nichts anderes übrig, als einfach anzuerkennen, dass wir nicht alles kontrollieren können. Dementsprechend müssen wir akzeptieren, dass unsere Fähigkeiten manchmal einfach beschränkt sind. [1]
Und manchmal ist es im Leben einfach so, dass Dinge im Leben passieren die einfach beschissen sind.
Noch interessanter ist jedoch die Tatsache, dass es genau diese Form von Akzeptanz ist, die uns am Ende zu unserem inneren Frieden und somit auch zu unserem Lebensglück führen kann. [1] Dadurch ist es uns eben möglich unsere gesamte Energie in die Dinge zu investieren, die wir eben beeinflussen können und die anderen Dinge die wir nicht beeinflussen können einfach mal so sein zu lassen, wie sie nun mal sind.
Übrigens besteht das Geheimnis des wirklich wahren Optimismus darin, eben nicht immer zwanghaft positiv zu denken, sondern stattdessen die Dinge so zu akzeptieren, wie sie nun mal sind und dich im Anschluss daran zu fragen, was du daran überhaupt ändern kannst.
Pessimismus hat auch seine guten Seiten
Der „Hype“ um das positive. Denken soll uns oftmals vor dem. „gefährlichen“ Pessimismus warnen. [1]
Dabei ist ein gewisses Maß an gesundem Pessimismus [1] überhaupt nicht so verkehrt, wie du es bis jetzt vielleicht zunächst gedacht hast.
- Er bewahrt uns davor, uns leichtsinnig zu verhalten. Immer optimistisch zu sein, führt oftmals dazu, dass wir dazu neigen uns zu überschätzen. Der positive Nebeneffekt dabei ist, dass wir motivierter und sorgenfreier an neue Projekte herangehen werden, oder uns auch schneller ins Ungewisse stürzen können. Das negative daran. Ist jedoch. Zugleich auch, dass wir die Risiken ziemlich schnell ausblenden und somit auch nicht mehr sehen. [1]
- Du nimmst dir viel mehr vor, als du eigentlich schaffen kannst
- Du gibst Geld aus, welches du überhaupt nicht besitzt. [1]
- Du neigst schneller dazu Probleme zu ignorieren, anstatt sich diesen zu stellen
Demnach haben auch mehrere Studien belegt, dass wir eher dazu im Stande sind die Dinge realistischer einzuschätzen, wenn wir sie zuvor etwas pessimistischer beurteilt haben.
Negatives Visualisieren
Dabei handelt es sich um eine Methode, durch die man lernt den Pessimismus zu seinem eigenen Vorteil zu nutzen.
Wenn du dich also das nächste Mal in einer Situation wiederfinden solltest, in der du etwas vorhast, dich jedoch aufgrund deiner Angst oder anderen Unbehagen mit dir hadern solltest kannst du folgendes machen:
- Stell dir im ersten Schritt das wirklich aller-aller schlimmste vor, was dir in dieser. Situation passieren KÖNNTE. Achte dabei darauf, dass du dabei wirklich so detailliert, wie es dir nur möglich ist vorgehst. Male dir diese Situation wirklich ganz genau aus.
Tipp: Nimm dir einen Stift und ein Papier, oder dein Handy zur Hand und schreibe es auf.
Warum du das machen sollst?
Das tolle an dieser „Übung“ ist, dass du schon währen der Ausführung bemerken wirst, dass deine Ängste und Bedenken in den aller meisten Fällen überhaupt keine Berechtigung haben. Das liegt ganz einfach darin, dass in den wirklich mehr als seltensten Fällen das Worst-Case Katastrophen Szenario überhaupt jemals eintreten wird/- oder das überhaupt kann, weil unsere Ängste nie rational, sondern komplett irrational „begründet“ sind.
Zum Beispiel ist ein Date – NUR ein Date, völlig unabhängig davon, wie schlecht es auch laufen mag. Ebenso verhält es sich auch mit jedem Nein, also mit jeglicher Art von Ablehnung. Und auch große Umbrüche, wie ein Umzug in eine andere Stadt, ein anderes Land oder eine Trennung sind letzten Endes lange nicht so schlimm, wie wir es zu Anfangs immer annehmen.
Versteh mich nicht falsch. Positives Denken ist wunderbar und in unserem Leben wirklich mehr als hilfreich, wenn es darum geht unsere Ziele zu erreichen und Schlussendlich glücklich und Zufrieden zu werden.
Aber nichts desto trotz ist es manchmal auch genauso hilfreich die Dinge einfach mal so zu akzeptieren, wie sie in der jeweiligen Situation sind. Und dazu gehören eben auch die damit verbundenen negativen bzw auch einfach eher unangenehmeren Gedanken und Gefühle.
Es ist völlig in Ordnung und dementsprechend auch mehr als menschlich, sich manchmal einfach mal nicht gut zu fühlen.
Und abgesehen davon ist eine gesunde Portion Pessimismus – vorausgesetzt, dass man es mit ihm nicht übertreibt- in einigen Momenten mehr als hilfreich.
Letztendlich verhält es sich mit dem positiven Denken genauso, wie es sich das auch mit den allermeisten anderen Dingen im Leben tut- „Die Dosis macht das Gift“.
Demnach ist das „immer“ ausschließlich positive Denken, um sich alles immer wieder schön zu reden keine sehr zielführende Lebensstrategie. [1] Genauso wenig ist es das aber auch nicht, wenn man dazu neigt den Teufel immer wieder an die Wand zu malen und sich somit ausschließlich auf das negative fokussiert. Anstelle dessen kann man sich auf einen gesunden Ausgleich zwischen den beiden Denkweisen– den Realismus einigen?
Quelle
[1] https://www.gluecksdetektiv.de/positiv-denken/