Wer kennt ihn nicht, den Astrophysiker Steven William Hawking? Er ist wohl der berühmteste Vertreter der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS). Entgegen aller ärztlichen Prognosen überlebte er diese schwere Krankheit über 30 Jahre. Auch erinnert sich sicher jeder an die Bilder, auf denen S. Hawking als kleine Gestalt zusammengekrümmt in seinem Rollstuhl saß und sich lediglich mit Hilfe seiner Gesichtsmuskeln über einen Sprachcomputer artikulieren konnte. Und doch blieb sein Geist bis zur letzten Sekunde brillant und klar. Die Frage ist: Was hat Hawking bzw. seine Erkrankung mit CBD zu tun?
Die Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
Bei ALS handelt es sich um eine degenerative Störungen des Nervensystems. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass Motoneuronen zunehmend zerstört werden. Motoneuronen sind die Nervenzellen zwischen Gehirn und Muskeln. Bei der ALS können die Muskeln die Befehle des Gehirns nicht mehr ausführen. Gezielte Bewegungen sind im fortgeschrittenem Stadium also nicht mehr möglich. Die Lebenszeit der ALS-Patienten ist generell verkürzt, weil die PatientInnen irgendwann ersticken. Selten leben die PatientInnen mehr als drei bis fünf Jahre nach Diagnose.
Welche Nervenarten sind betroffen?
Das Besondere an der ALS ist, dass die Krankheit nur bestimmte Nerven beeinträchtigt. Sie verursacht in aller Regel ausschließlich Schäden an den motorischen Nerven, während das sensorische Nervensystem von der ALS nicht betroffen ist. Sinnesempfindungen, wie Sehen, Riechen, Schmerz und Temperaturreize bleiben also erhalten, ebenso wie die Funktionen von Blase und Darm. Wenn überhaupt ist auch die geistige Leistungsfähigkeit nur bei wenigen Patienten eingeschränkt.
Wie also äußert sich die ALS?
Das motorische Nervensystem, also das, was die Muskeln aktiviert, ist bei der ALS in mehreren Bereichen geschädigt. Die Krankheit beginnt mit Symptomen an ganz unterschiedlichen, zufällig verteilten Stellen und äußert sich durch:
- Unkontrollierbare Muskelzuckungen
- Muskelschwund
- Schwäche, meist zuerst an den Extremitäten (Händen und Füßen)
- Krämpfe
- Muskeleigenreflexe
- unbeholfene und steife Bewegungen an den Unterarmen, Schultern und unteren Extremitäten
- Gewichtsverlust
- Müdigkeit
- Schmerzen
- Schwierigkeiten bei der Gesichtskontrolle und der Zungenbewegungen
- Schluckstörungen
- Heiserkeit
- Verschlucken an Flüssigkeiten.
Die Nahrung und der Speichel können in die Lunge geraten und eine Lungenentzündung verursachen. Später im Krankheitsverlauf verliert das Gesicht seinen Ausdruck und die Sprache wird undeutlich. Die PatientInnen verlieren die Fähigkeit, Emotionen zu steuern. Sie beginnen, grundlos zu Lachen oder zu Weinen.
Die Ursachen der ALS
Wissenschaftler vermuten als Ursache für die Nervenschäden, neben einer genetischen Prädisposition:
- einen fehlerhaften Eiweiß- (Enzym-)aufbau
- die Verklumpung von Eiweißen/Enzymen
- starken oxidativen Stress
- Entzündungsreaktionen.
Wahrscheinlich ist, dass die Abfallprodukte aus der Aktivität der Motoneuronen durch einen Enzymdefekt nicht eliminiert werden können. Diese Abfallprodukte sorgen für den oxidativen Stress und damit für die Zerstörung der Nerven-DNA.
Die Behandlung der ALS
Das medizinische Fachpersonal kann lediglich mit Physio-, Ergo- bzw. Logotherapie und Medikamenten den Symptomen der Krankheit entgegensteuern. Dabei geht es hauptsächlich darum:
- die Muskelkraft und Beweglichkeit der Gelenke aufrecht zu halten
- Krämpfe und Muskelzittern zu verhindern
- beim Essen zu helfen, wenn PatientInnen Probleme beim Schlucken haben
- die Speichelbildung zu verringern
- Stimmungsschwankungen, Unruhe, Schlafstörungen und Depression zu lindern
- die Nerven zu schützen
- Schmerzen zu reduzieren.
CBD und das Endocannabinoidsystem (ECS)
Das Endocannabinoidsystem ist scheinbar in die Entwicklung von Nervenkrankheiten verwickelt. Wissenschaftler, die Alzheimerpatienten autopsiert haben, konnten Veränderungen in den CB1-, CB2-Rezeptoren und den Immunzellen des zentralen Nervensystems feststellen. Dementsprechend müssten Cannabinoide, wie CBD, die Entwicklung von neurologischen Erkrankungen positiv beeinflussen können [S1].
Die besonderen Wirkungen von CBD
CBD hat eine Reihe von Effekten auf den menschlichen Körper, die der ALS effektiv entgegenwirken können [S2]. So ist schon vielfach gezeigt worden, dass CBD:
- entzündungshemmend
- antioxidativ
- schmerzlindernd
- muskelentspannend, krampflösend
- angstlösend
- appetitanregend
- schlafinduzierend
- nervenschützend (neuroprotektiv) und
- antidepressiv wirken kann.
Viele Studien beschäftigen sich mit Alzheimer, Parkinson und Multipler Sklerose. Diese Erkrankungen haben mit ALS gemein, dass nervenzerstörende Entzündungen und oxidative Schäden im Gehirn auftreten. Da CBD im Gehirn entzündungshemmend, neuroprotektiv und antioxidativ wirkt, kann es bei all diesen neurologischen Störungen helfen.
CBD kann Nervenzellen schützen
Ein besonders toxisch wirkender Eiweißstoff, das Beta-Amyloid, kann sich im Gehirn ablagern und die Entstehung freier Radikale fördern. Dieser oxidative Stress tötet Nervenzellen. CBD kann durch seine stark antioxidativen Eigenschaften diesen Prozess verhindern. Darüber hinaus zerstört es freie Radikale und verhindert deren Neubildung. Das zeigte sich beispielsweise in einem Laborversuch, bei dem Zellen, die mit Beta-Amyloid behandelt wurden, mit CBD länger überlebten, als ohne [S3].
Verschiedene Tierversuche konnten auch nachweisen, dass CBD die Bildung neuer Nervenzellen anregen kann [S4; S5].
CBD gegen Entzündungen
CBD beeinflusst hauptsächlich CB2-Rezeptoren, die auf verschiedenen Zellen des Immunsystems angesiedelt sind. Diese Zellen sind u.a. für Entzündungsreaktionen verantwortlich. So können mit Hilfe von CBD chronisch-entzündliche Krankheiten gezielt gelindert werden [1].
CBD gegen Krämpfe und Schmerzen
In den USA ist ein reines CBD-Medikament gegen zwei besondere Epilepsieformen (den Lennox-Gastaut- und Dravet-Syndromen) offiziell zugelassen. Grund dafür war, dass StudienpatientInnen unter der Einnahme von Hanföl eindeutig weniger Krampfanfälle hatten, als unter Placebo. Bei einem Studienpatienten traten sogar gar keine Krämpfe mehr auf. CBD scheint also die Körpermuskulatur zu entspannen. Auch die Schmerzen, die infolge einer Fehlfunktion zwischen Nerven und Muskeln entstehen, können durch CBD reduziert werden [1; S6].
CBD gegen Stress und Ängste
Mit CBD zu Lebensqualität statt Leidensdruck. CBD kann durch seine Wirkungen das Wohlbefinden von ALS-PatientInnen deutlich steigern. Es löst beispielsweise Ängste und Stress und reduziert innere Unruhe [3; S7]. Auch gegen Depressionen kann CBD helfen. Dazu kommt, dass CBD den Appetit steigern und beruhigend wirken kann. Durch Entspannung und Schmerzlinderung wird wiederum ein erholsamer Schlaf gefördert. Insgesamt geht es der Psyche unter CBD in der Regel also besser. Es entsteht ein hilfreicher Kreislauf, denn geht es der Psyche gut, entspannt sich meist automatisch auch die Muskulatur.
Die “gute” Nebenwirkung des CBDs
CBD kann als Nebenwirkungen zu einem trockenen Mundgefühl führen. Was andere eher als lästig empfinden, ist für ALS-PatientInnen ein wahrer Segen. So leiden sie mit CBD deutlich weniger unter Schluckbeschwerden und Verschlucken an übermäßiger Speichelproduktion [3].
Quellen:
[1] Cooke, Justin, CBD und ALS: Aktuelle Forschung & Erkenntnisse, in Daily CBD, abgerufen am 15.05.2020 von https://dailycbd.com/de/beschwerden/als/
[2] Bal, Alyssha, CBD bei ALS (Amyotrophe Lateralsklerose), 27.08.2018 in Hemppedia, abgerufen am 15.05. 2020 von https://hemppedia.org/de/cbd-fuer-als-amyotrophe-lateralsklerose/#footnote_4_78252
[3] CBD bei ALS – Wundermittel für Amyotrophe Lateralsklerose Patienten?, CBD360, abgerufen am 17.05.2020 von https://cbd360.de/anwendungsgebiete/als-amyotrophe-lateralsklerose/
Relevante Studien:
[S1] Campbell, V.A. and Gowran, A., Alzheimer’s disease; taking the edge off with cannabinoids?, November 2007 in Br J Pharmacol. 152(5): 655–662, abgerufen am 15.05.2020 von https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2190031/
[S2] Carter, Gregory T. et. al., Cannabis and Amyotrophic Lateral Sclerosis: Hypothetical and Practical Applications, and a Call for Clinical Trials, 03.05.2010 in American Journal of Hospice and Palliative Medicine, abgerufen am 15.05.2020 von https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/1049909110369531
[S3] Iuvone, T et. al., Neuroprotective effect of cannabidiol, a non-psychoactive component from Cannabis sativa, on beta-amyloid-induced toxicity in PC12 cells, April 2004 in J Neurochem.;89(1):134-41, abgerufen am 15.05.2020 von https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15030397
[S4] Esposito, G. et. al., Cannabidiol reduces Aβ-induced neuroinflammation and promotes hippocampal neurogenesis through PPARγ involvement, 2011 in PLoS One.; 6(12):e28668, abgerufen am 15.05.2020 von https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22163051
[S5] Watt, G. und Karl, T., In vivo Evidence for Therapeutic Properties of Cannabidiol (CBD) for Alzheimer’s Disease, 03.02.2017 in Front Pharmacol.;8:20., abgerufen am 15.05.2020 von https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28217094
[S6] Fernández-Ruiz, Javier et. al., Cannabinoids in Neurodegenerative Disorders and Stroke/Brain Trauma: From Preclinical Models to Clinical Applications, August 2015 in Journal of the American Society for Experimental NeuroTherapeutics 12(4), abgerufen am 15.05.2020 von https://www.researchgate.net/publication/280967995_Cannabinoids_in_Neurodegenerative_Disorders_and_StrokeBrain_Trauma_From_Preclinical_Models_to_Clinical_Applications
[S7] Zuardi, AW et. al., Effects of ipsapirone and cannabidiol on human experimental anxiety, Jan. 1993 in J Psychopharmacol. ;7(1 Suppl):82-8., abgerufen am 15.05.2020 von https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22290374/