Man kann sich ja viel vorstellen, aber CBD in Wimpernseren? Das geht dann aber doch zu weit. Oder nicht? Die Schönheitsindustrie ist immer ganz vorne dabei, wenn es um neue Wirkstoffe geht. Der Kampf im Wettrennen um die besten Produkte ist hart und kann nur durch eine ständige Erneuerung der Produktpaletten gewonnen werden. CBD wird in der Schmerztherapie und Nahrungsmittelindustrie schon länger genutzt. Da hängt die Schönheitsindustrie schon etwas hinterher. Auch hier braucht es jetzt einen Hype um die Cannabinoide, ein Statement zur Symbiose von Natürlichkeit und Wirksamkeit, ein Anti-Aging-Mittel par excellence. Daher gibt es jetzt CBD als Beauty-Essenz in Wachstumsseren.
Wimpern- und Brauenwachstum
Eines ist ganz klar: Spärliche Wimpern und Augenbrauen gelten in unseren Breiten nicht als Schönheitsideal. Dichte Wimpern und inzwischen auch Brauen strahlen dagegen Sinnlichkeit und Selbstbewusstsein aus. Daher gibt es auch viele Schönheitsmittel, die Frauen zu dem gewünschten Aussehen verhelfen. Seit einigen Jahren gehören dazu auch Wachstumsseren, nachdem man durch Zufall entdeckt hat, dass Tropfen zur Glaukombehandlung das Wimpernwachstum anregen. Inzwischen gibt es eine schier unübersichtliche Vielzahl von mehr oder weniger hochpreisigen Produkten zur Wachstumsbeschleunigung.
Was machen Wachstumsseren eigentlich?
Normalerweise folgen unsere Haare einem Wachstumszyklus aus Wachstums-, Übergangs- und Ruhe- bzw. Ausfallphase. In der Ruhephase wachsen die Wimpern nicht mehr weiter, sterben vielmehr ab und fallen schließlich aus. Wimpern- und Brauenwachstumsseren verlängern die Zeit bis zur Ruhephase, so dass die Härchen eine längere Zeit weiter wachsen können. Bei einem wirksamen Produkt werden sie bis zu 50 % länger, zahlreicher, dicker und dichter.
Die üblichen Wirkstoffe von Wachstumsseren
Die dazu notwendigen Wirkstoffe greifen am Ort der Haarbildung an: der Haarwurzel. Sie braucht für die Bildung und das Wachstum gesunder und kräftiger Haare Nährstoffe und Feuchtigkeit. Nun gibt es Seren mit „aktiven“ Wirkstoffe, wie beispielsweise Prostaglandine. Prostaglandine sind Gewebshormone, die die Haarfollikel stimulieren. Andere Seren wirken eher passiv über pflegende Stoffe, die Haarstruktur und die Haarwurzel stärken und den vorzeitigen Ausfall und das Abbrechen der Wimpern verhindern. Dazu gehören beispielsweise Vitamine, Hyaluronsäure, Peptide, Antioxidantien.
Was kann CBD in Wimpernseren anrichten?
Bei dem Anbieter eines Wimpernwachstumsserum mit CBD findet man keinerlei plausible Erklärung, welchen besonderen Vorteil das CBD beim Haarwachstum bieten soll. Die Produktformel enthält Vitamin F, Argan- und Rizinusöl, wobei letzteres schon länger für die Förderung des Haarwachstums bekannt ist. Es wird lediglich beschrieben, dass das CBD “die Haut mit wichtigen Nährstoffen versorgt und die Zellregeneration fördert”.
CBD für das Wimpernwachstum: Nur eine Werbemasche?
Ganz so ist es nicht. Inzwischen ist bekannt, dass CBD über das Endocannabinoid-System (ECS) des Körpers einen positiven Einfluss auf die Haare ausüben kann. Besonders hilfreich ist dabei CBD-Öl, beispielsweise aus gepressten Hanfsamen. Es ist reich an Vitaminen, Proteinen und ungesättigten Fettsäuren und kann beispielsweise:
- die Haut gesund halten [S1]
- als Antioxidans die Gesundheit der Zellen erhalten und damit vorzeitigen Haarausfall verhindern [S2]
- die Talgproduktion regulieren und damit die Haare geschmeidig halten und vor Bruch schützen
- die Zellerneuerung, -wachstum und -teilung unterstützen und daher gegen Haarausfall helfen
- Alterungserscheinung entgegenwirken
- den Haaraufbau fördern
- die Keratinschicht der Haare stärken und Haarbruch entgegenwirken
- Entzündungen, die für Haarverlust verantwortlich sein können, beseitigen [S3]
- Stress bekämpfen, der ein Nährstoffräuber ist und darüber ebenfalls für spärlichen Haarwuchs verantwortlich sein kann [S4]
- die Durchblutung steigern und damit die Nährstoffe zur Haarwurzel transportieren
- das Haarwachstum unterstützen [1;2].
CBD und sein Einfluss auf die Wachstumsphasen
Ganz besonders wichtig für den Haaraufbau sind die im Öl enthaltenen Vitamine A, B, C, D und E sowie die Omega-3 und -6 Fettsäuren. CBD selbst zeichnet sich insbesondere durch seine entzündungshemmende und zellerneuernde Wirkung auf die Haarwurzeln aus.
Eine Studie konnte zeigen, dass CBD auf die Haarfollikel einwirkt, in dem es in geringer Konzentration (0.1-1 μM) die Verlängerung der Wachstumsphase fördert. Außerdem werden dabei antientzündliche Mediatoren des Immunsystems aktiviert. In höherer Konzentration unterdrückt es dagegen diesen Prozess. Interessanterweise beschleunigen hohe Konzentrationen sogar den vorzeitigen Eintritt der Wimpern in die katagene Phase, in der die Zellteilung zum Erliegen kommt. Zusätzlich kommt es zum Zelltod (Apoptose) [S5].
Quellen:
[1] Kann CBD-Öl bei Haarverlust helfen?, 26.08.2019 in Cibdol, abgerufen am 14.05.2020 von https://www.cibdol.de/blog/783-kann-cbd-ol-bei-haarverlust-helfen
[2] Hanföl bei Haarausfall – viele gesunde Inhaltsstoffe, 31.08.2019 in Haarausfallen, abgerufen am 14.05.2020 von https://www.haarausfallen.de/hanfoel-bei-haarausfall/
Relevante Studien:
[S1] Eagleston, RLM et. al., Cannabinoids in dermatology: a scoping review, 15.06.2018 in Dermatol Online J.;24(6). pii: 13030/qt7pn8c0sb., abgerufen am 14.05.2020 von https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/30142706
[S2] Fernández E et. al., Efficacy of antioxidants in human hair, 05.12.2012 in J Photochem Photobiol B.;117:146-56, abgerufen am 14.05.2020 von https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23123594
[S3] Prakash Nagarkatti et. al., Cannabinoids as novel anti-inflammatory drugs, Oktober 2009 Future Med Chem.; 1(7): 1333–1349, abgerufen am 14.05.2020 von https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2828614/
[S4] Crippa, José Alexandre S et.al., Neural basis of anxiolytic effects of cannabidiol (CBD) in generalized social anxiety disorder: a preliminary report, 09.09.2010 in Journal of Psychopharmacology, abgerufen am 14.05.2020 von https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0269881110379283
[S5] I.L. Szabó et. al., 263 (-)-cannabidiol differentially influences hair growth, 01.10.2017 in HAIR AND OTHER ADNEXAL STRUCTURES| VOLUME 137, ISSUE 10, SUPPLEMENT 2, S238, abgerufen am 14.05.2020 von https://www.jidonline.org/article/S0022-202X(17)32126-7/fulltext