Wenn Du an Schlafapnoe in der Nacht leidest, wirst Du das vielleicht gar nicht wissen. Doch am nächsten Morgen fühlst Du Dich wie gerädert und bist überhaupt nicht leistungsfähig. Auf Dauer kann das Deine Gesundheit und Lebensqualität massiv einschränken, ja sogar die Lebenszeit verkürzen. Also solltest Du eine Schlafmaske aufsetzen, die das Aussetzen der Atmung verhindern kann. Keine schöne Aussicht. Kann CBD vielleicht eine Alternative zur Atemmaske sein? Das wollen wir genauer wissen.
Obstruktive und zentrale Schlafapnoe
Die obstruktive Schlafapnoe kommt am häufigsten vor und ist durch Atemaussetzer und lautes Schnarchen und Schnauben, wenn die Atmung wieder einsetzt, gekennzeichnet. Hierbei lockert sich die Muskulatur der Zunge, im Hals, Gaumen und Rachen, wodurch sich die Öffnung für den Lufteinstrom verschließt. Die Aussetzung der Atmung führt zu einem erhöhten Kohlendioxidgehalt im Blut. Das ist eine Alarmsituation für den Körper. Du wachst auf, holst Luft und schläfst weiter.
Bei der zentralen Apnoe geht man von einem Schaden oder einer Erkrankung des Gehirns aus. Hier scheint das Gehirn die Atemmuskeln in Mund und Rachen nicht mehr richtig koordinieren zu können. Die Atemwege bleiben zwar geöffnet, aber deren Muskeln mitsamt dem Zwerchfell sind inaktiv. Ursache ist hier eine Erkrankung der Nerven. Auch verschiedene Medikamente können zu dieser zentralen Apnoe führen.
Kennzeichnend für die Apnoe ist ist ein sekunden- manchmal minutenlanger Atemaussetzer. Dazu kann Nachtschweiß kommen [1]. Das Ganze kann bis zu 100 mal pro Nacht passieren.
Das sind die Risikofaktoren der Schlafapnoe
Bestimmte Risikofaktoren können die Wahrscheinlichkeit für eine Schlafapnoe erhöhen. Das sind beispielsweise:
- starkes Übergewicht (Adipositas) und damit einer Verfettung im Rachen
- fortgeschrittenes Alter
- genetische Prädisposition
- einem nach hinten verschobenen Unterkiefer
- einer Krümmung der Nasenscheidewand oder Nasenpolypen
- vergrößerten Rachenmandeln
- einer vergrößerten Zunge
- einer Unterfunktion der Schilddrüse
- Nikotin- oder Opiatmissbrauch
- Herz- oder Niereninsuffizienz
- Schlaganfall
- längerer Aufenthalt in großen Höhen [2].
Welche Folgen hat die Schlafapnoe?
Was passiert, wenn Du nicht atmest, ist klar: Dein Körper bekommt weniger Sauerstoff und wird stattdessen mit Kohlendioxid überflutet. Er gerät in eine Alarmsituation, wird unruhig und als Folge dessen wachst Du auf. Davon merkst Du nichts, es geschieht unbewusst. Was Du aber spürst, ist, dass Du tagsüber:
- durch den fehlenden Schlaf erschöpft bist und zu Sekundenschlaf neigst
- Kopfschmerzen hast
- Dich schlecht konzentrieren kannst und nicht, wie gewohnt, leistungsfähig bist
- unter Stimmungsschwankungen leidest
- einen trockenen Mund und Schluckprobleme hast
- weniger sexuelle Lust verspürst
- Ängste und/oder Depressionen entwickelst [2].
Im Prinzip fehlen Dir zu einem erholsamen Schlaf die wichtigen Tiefschlafphasen. Durch die Tagesmüdigkeit steigt zudem enorm Dein Unfallrisiko.
Langzeitfolgen von Schlafapnoe
Wird Dein Schlafapnoesyndrom nicht behandelt, drohen langfristig ernsthafte Erkrankungen, insbesondere im Bereich des Herz-Kreislaufsystems. So kannst Du auf Dauer an:
- Diabetes
- Depressionen
- Bluthochdruck
- Herz-Kreislauferkrankungen
- Herzrhythmusstörungen
- Schlaganfall oder Herzinfarkt erkranken.
Das kannst Du bei Verdacht auf Schlafapnoe tun
Wenn Du selbst oder Dein/e Partner/in den Verdacht haben, dass Du unter Schlafapnoe leidest, solltest Du einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufsuchen. Er wird Dir ein Gerät zur Verfügung stellen, das Deinen Schlaf aufzeichnet. Es zeichnet nachts:
- Deine Atembewegungen
- die Sauerstoffsättigung im Blut
- Deine Pulsfrequenz
- Deinen Atemluftstrom auf.
Bei bezeichnenden Ergebnissen kannst Du einige Nächte im Schlaflabor verbringen. Dort werden nachts zusätzlich noch:
- Deine Gehirnströme
- Dein Herzrhythmus und
- Deine Augenbewegungen aufgezeichnet.
Behandlung der Schlafapnoe
Heilen lässt sich die Schlafapnoe leider nur in wenigen Fällen. Was aber behandelt werden kann, sind einige Symptome, wie beispielsweise die Schlafqualität und die Angst vor dem Atemstillstand. Gängige Hilfsmittel sind:
- eine Atemmaske (CPAP), die verhindern soll, dass sich die Atemwege verschließen
- ein Lagerungsgürtel, der Dich in die Seitenlage “zwingt”, wenn die Schlafapnoe durch eine ungünstig Schlafposition verursacht wird
- eine Bissschiene, die das Zurückfallen der Zunge verhindert
- eine OP bei vergrößerten Mandeln, einer krummen Nasenscheidewand, Polypen oder einer Fehlbildung des Kiefers.
Dronabinol gegen Schlafapnoe
Das Problem der Atemmasken ist, dass sie die Schlafapnoe nur etwa um 50% verbessern können. Forscher suchen schon länger nach einem Wirkstoff, der auf die Ursache der Schlafapnoe abzielt und die ganze Nacht wirkt.
Nun haben sie eine Studie durchgeführt, in der Patienten mit Schlafapnoe mit dem Medikament Dronabinol bzw. Placebo behandelt wurden. Dabei kam heraus, dass diejenigen mit der höchsten Dosis des Medikaments seltener unter Atemaussetzern in der Nacht litten. Dazu fühlten sich am nächsten Tag deutlich wacher. Dronabinol ist die synthetische Form von THC und wirkt direkt auf das Gehirn ein. Damit konnten sie die Vermutung erhärten, dass die zentrale Schlafapnoe tatsächlich durch eine Fehlregulierung des Gehirns verursacht wird. THC könnte die Konzentration der Neurotransmitter im Gehirn steigern und die dazugehörigen Nerven wiederum die Aktivität der Muskeln der oberen Atemwege regulieren [S1; 1]. Doch wie genau Dronabinol die Schlafqualität beeinflusst, wie es auf lange Zeit wirkt und wie gut es vertragen wird, ist noch nicht klar. Die bisherigen Studienergebnisse sind dazu noch nicht repräsentativ genug.
Kann auch CBD bei Schlafapnoe helfen?
Wir wissen, dass CBD gegen:
- Ängste
- Stimmungsschwankungen
- Tagesmüdigkeit
- Schlafprobleme
- Stress
- verspannte Muskeln
- Übergewicht
- Restless-Legs-Syndrom
- Entzündungen
- Krämpfe und andere Beschwerden helfen kann.
Ebenso, wie THC, reguliert es die Produktion von Neurotransmittern, kann bei Nervenerkrankungen helfen und die Nerven schützen. Eine nicht näher bezeichnete Studie soll auch gezeigt haben, dass CBD-Öl bei etwa der Hälfte der Patienten gegen die Apnoe helfen kann, indem es den Muskeltonus der oberen Atemwege erhöht [3]. Ob es wirklich explizit gegen Apnoe helfen kann, bleibt noch nachzuweisen. Zumindest kann CBD gegen viele Auswirkungen der Schlafapnoe helfen.
Die Ergebnisse einer Studie an Ratten aus dem Jahr 2002 ließ die Vermutung zu, dass THC die Atmung über die Blockierung der Serotoninaktivität fördert. Serotonin ist ein Neurotransmitter und wird auch als Glückshormon bezeichnet. Das geschieht am Vagusnerv, der für das Atemempfinden zuständig ist [1; S2]. Auch CBD reguliert die Produktion und Wiederaufnahme von Serotonin über die Rezeptoren im Endocannabinoidsystem (ECS) und es wirkt am Vagusnerv, zumindest des Magen-Darm-Traktes. Ob es jedoch in ähnlicher Weise, wie THC, die Atmung regulieren kann, muss noch Gegenstand der Forschung bleiben.
Quellen:
[1] Cannabis als Behandlung von Schlafapnoe, roylaqueeneeds, abgerufen am 29.07.2020 von https://www.royalqueenseeds.de/blog-cannabis-als-behandlung-von-schlafapnoe-n753#ext_res-2
[2] Riedewald, Gesa, Cannabis kann bei bei Schlafapnoe helfen, 10.12.2019 in Leafly: Forschung, abgerufen am 29.07.2020 von https://www.leafly.de/studie-cannabis-hilft-bei-schlafapnoe/#:~:text=Menschen%2C%20die%20an%20n%C3%A4chtlichen%20Atemaussetzern,dass%20Dronabinol%20bei%20Schlafapnoe%20hilft.
[3] Warum sollten Sie CBD-Öl zum Schlafen verwenden?, 01.07.2019 in DrugsInc, abgerufen am 29.07.2020 von https://drugsinc.eu/de/waarom-zou-je-cbd-olie-moeten-gebruiken-voor-de-slaap-tegen-slaapapneu-insomnia-slapeloosheid/
Relevante Studien:
[S1] PhD Carley, David W. et. al., Pharmacotherapy of Apnea by Cannabimimetic Enhancement, the PACE Clinical Trial: Effects of Dronabinol in Obstructive Sleep Apnea, Januar 2018 in Sleep, Volume 41, Issue 1, zsx184, abgerufen am 29.07.2020 von https://academic.oup.com/sleep/article/41/1/zsx184/4600041
and
Sree, Roy, Synthetic Cannabis-like Drug Reduces Sleep Apnea, 29.11.2017 in Sleep Review, abgerufen am 29.07.2020 von https://www.sleepreviewmag.com/uncategorized/synthetic-cannabis-like-drug-reduces-sleep-apnea
[S2] Carley, David W. et. al., Functional role for cannabinoids in respiratory stability during sleep, 15.06.2002 in Sleep; 25(4):391-8, abgerufen am 29.07.2020 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/12071539/
