Auf Grund der lückenhaften wissenschaftlichen Informationen von Cannabidiol, regt der Wirkstoff das Interesse vieler ForscherInnen. Für viele Anwendungsfälle können positive Reaktionen erwartet werden, doch im Falle von schwangeren oder stillenden Frauen, muss besondere Sorgfalt und Aufmerksamkeit gefordert sein. Die eigene Ernährung einer Mutter ist eine der wichtigsten Veränderung während der Schwangerschaft. Jeder Einzelheit des Konsums kann direkt an das Kind weitergegeben werden und Auswirkungen auf dessen Gesundheit haben. In der Zeit des Stillens verändert die Ernährung den Nährstoffspiegel der Muttermilch. Somit sollte auch nach der Geburt darauf geachtet, was die Mutter zu sich nimmt. Ungeklärt ist, ob im Falle von CBD eine Aussage über die Einnahme während der Stillzeit gegeben werden kann. Im weiteren Verlauf des Artikels wollen wir versuchen darüber Auskunft zu geben.
Muttermilch enthält von Natur aus Cannabinoide
Die von einer Frau produzierte Muttermilch enthält ohnehin natürliche körpereigene Cannabinoide, sogenannte Endocannabinoide. Diese interagieren mit den gleichen Rezeptoren in unserem Endocannabinoidsystem (ESC) wie die Phytocannabinoide der Hanfpflanze. Worum es sich dabei genau handelt, erklären wir in diesem Artikel (link). Sowohl der Saugreflex als auch das Hungergefühl des Kindes sollen durch die in der Muttermilch vorkommenden Endocannbinoide stimuliert werden. Nach dem Stillen wirken Babys meist beruhigt und entspannt, was auch dem natürlichen Cannabinoidkonsum zugesprochen werden kann. Dies ist auch ein Kriterium, welches die natürliche Muttermilch von dem industriellen Ersatz unterscheidet und hervorhebt.
Gelangt CBD in die Muttermilch?
Der Stoffwechsel verarbeitet Cannabinoide wie das CBD sehr langsam, da es in den Fettzellen gespeichert wird und somit noch für Wochen im Körper existiert. Fette sind essentielle Bestandteile in der Produktion von Muttermilch. Somit könnten hier Spuren des Cannabis auch in die Muttermilch gelangen. Trotz der fehlenden spezifischen Studien zu CBD und der Muttermilch, gibt es einige allgemeine Studien [1] die als Anlehnung genutzt werden können. Die American Academy of Pediatrics publizierte Ergebnisse, bei der eine Vielzahl an Proben von über 50 stillenden Frauen entnommen wurden und in diesen der Gehalt an THC und CBD gemessen wurde. Die Resultate aus den Proben zeigten, dass zu 63% THC und 9% CBD nachweisbar war. Auch wenn dies erstmal erfreulich klingt, fehlen der Studie viele wissenschaftliche Informationen und Methoden, um eine wertvolle Aussage treffen zu können. Aus diesem Grund weisen die Autoren darauf hin, dass Informationen über Risiken beim Stillen von Säuglingen dringend erforderlich sind”
Gefahr bei THC
Mütter sollen in der Zeit des Stillen vor der Einnahme des berauschenden psychoaktiven Cannabinoids THC gewarnt werden. Experten wie Dr. Heather Bradshaw, Spezialistin für Cannabinoid-Pharmakologie in der Abteilung für Psychologie und Neurowissenschaften der Indiana University in den USA, glauben daran, dass der Konsum von hochdosierten THC-Produkten zu Entwicklungsproblemen des Kindes führen kann. Im Jahr 2018 wurde auch eine Studie [2] publiziert, die zeigen sollte, dass ca. 2,5% des THC über die Muttermilch von Neugeborenen aufgenommen werden kann. Die Auswirkungen auf das Baby war jedoch nicht Teil der Untersuchung. Wie auch viele andere ähnliche Studien war diese zu klein um als wissenschaftlicher Beleg zu fungieren. Neugeborene müssten in einer wertvollen Studie über längere Zeit beobachtet werden, um langfristigen Entwicklungseffekte darzustellen.
Folgen für das Baby
Offensichtlich herrscht in diesem Gebiet noch sehr viel Unwissenheit. Es können nur Annahmen für mögliche Folgeerscheinungen bei den Neugeborenen getroffen werden. Studien [3] weisen darauf hin, dass die Einnahme von Cannabis Produkten Einfluss auf die Entwicklung der Bewegung, Koordination und Kraft eines Babys hat. Genauso deuten andere Forschungsergebnisse [4] auf intellektuelle Entwicklungsprobleme hin. Mit dem Wachstum des Kindes ist auch die Gewichtszunahme ein bedeutendes Thema. Forschungen [5] zeigten auch, dass Cannabis zur Ermüdung beiträgt und somit ein Baby von der Nahrungsaufnahme abhalten könnte. Eine langsame Gewichtszunahme ist besonders bei geringem Geburtsgewicht ein ernsthaftes Problem.
Fazit
Die Eingangsfrage des Artikels kann somit nicht klar beantwortet werden. Der Stand der Forschung ist momentan noch zu gering ausgeprägt und nachgewiesen, dass WissenschaftlerInnen Aussagen zu der Wirkung von CBD beim Stillen treffen können. Somit raten wir von der Einnahme ab, bis ganzheitlich mehr Wissen über diesen Anwendungsfall erlangt wurde. Im Falle von Cannabispatienten, sollte ein enger Austausch mit dem Arzt aufgesucht werden. Informationen über die Einnahme von CBD-Produkten während der Schwangerschaft zeigen wir in diesem Artikel (link).
Quellen:
[1] Allgemeine Studien: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK501587/
[2] Aufnahme von THC über die Muttermilch an Neugeborene: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29630019
[3] Marijuana and Breastfeeding: Applicability of the Current Literature to Clinical Practice: https://www.liebertpub.com/doi/abs/10.1089/bfm.2017.0020
[4] Marijuana Use and Breastfeeding: https://www.ingentaconnect.com/content/springer/clac/2012/00000003/00000003/art00004
[5] Verstärkung der Ermüdung durch Cannabis und dessem Auswirkungen auf Neugeborene: https://www.ingentaconnect.com/content/springer/clac/2012/00000003/00000003/art00004