Wenn Du Dich auf die Suche nach einem CBD-Produkt begiebst, wirst Du auf verschiedene Cannabis- bzw. Hanfsorten stoßen, aus denen das Produkt gewonnen wurde. Davon gibt es inzwischen mehr als tausend verschiedene und es kommen immer neue Sorten durch Züchtungen und Kreuzungen dazu. Die verschiedenen Sorten zeichnen sich durch unterschiedliches Aussehen, chemische Zusammensetzung und Geschmack aus. Auf dem Markt werden auch zahlreiche Cannabis-Blüten angeboten. Wir wollten wissen, was hat es damit auf sich und kann man sie auch für den Eigengebrauch kaufen?
Die drei Stammtypen
Alle Sorten, die Du heutzutage auf dem Markt findest, gehen auf drei ursprüngliche Hanfarten zurück:
- Cannabis sativa
- Cannabis indica
- Cannabis ruderalis [1].
Diese drei Arten unterscheiden sich in Vorkommen, Blatt- und Blütenform und -farbe, Größe und Inhaltsstoffen und damit Wirkung. Die unterschiedlichen Blütenkelche sind der Teil der Pflanze, die die höchste Cannabinoidkonzentration besitzen. Die Sativablüten sind beispielsweise lang, groß und rötlich-orang glitzernd, während die der Indica-Pflanzen dicht und dunkelrot sind. Wichtiger als das Aussehen ist allerdings die unterschiedliche Wirkweise der Sorten.
Die Wirkung der unterschiedlichen Hanfpflanzen
Vergleicht man die drei ursprünglichen Hanfunterarten miteinander, dann bieten sie jeweils einen allgemeinen Schwerpunkt in ihrer Wirkart und -stärke. Die Unterschiede kommen u.a. durch den spezifischen Gehalt und die Konzentration an Cannabinoiden (wie CBD, THC, CBG, CBC und andere) und die jeweils einzigartige Kombination an Terpenen, Flavonoiden und anderen Pflanzenstoffen zustande. Dennoch bleibt die Wirkung von Hanf immer auch individuell, d.h. jeder Organismus kann unterschiedlich auf ein- und dieselbe Hanfsorte reagieren, auch in Abhängigkeit von der Ursache eventueller Beschwerden. Ein eindeutiges Wirkversprechen kann daher nicht gegeben werden.
Im Allgemeinen wirken:
- Cannabis sativa (die Stimulierende) mit einem vergleichsweise hohen THC- und einem niedrigen CBD-Gehalt intensiv psychoaktiv (“Kopf-High”), anregend, energetisierend, inspirierend und belebend, konzentrationssteigernd, angstlösend, appetitanregend, antidepressiv
- Cannabis indica (die Beruhigende) durch seinen vergleichsweise hohen CBD- und eher niedrigen THC-Anteil körperlich beruhigend und entspannend (“Körper-High”), entstressend, schlaffördernd, schmerzlindernd
- Cannabis ruderalis (die Robuste) mit hohem CBD, aber sehr niedrigem THC-Gehalt, antidepressiv, angstlösend und gegen Übelkeit. [2; 3; 4; 5; 6; 7]
Zubereitungen aus Sativa und Sativa-Subtypen scheinen dabei eher Nebenwirkungen zu verursachen, als solche aus Indica-Pflanzen [S1]. Cannabis ruderalis spielt bei der Zubereitung von CBD-Produkten eher eine untergeordnete Rolle, d.h. Kreuzungen oder Subtypen entstehen meist aus Cannabis indica- und sativa-Arten [2].
Weibliche Blüten als Grundlage der CBD-Zubereitungen
Nur die weiblichen Hanfpflanzen können cannabinoidhaltige Blüten bilden, die männlichen enthalten deutlich weniger Cannabinoide. Qualitativ hochwertige Blüten riechen intensiv nach Gras, sind frei von Stängel, Samen und Blättern und tragen keine bräunlichen Flecken. Sie sind nicht staubig-trocken und zerbröseln unter den Fingern, sondern leicht klebrig. Aus diesen weiblichen Blüten können u.a. CBD-Öle, -Cremes, -Tinkturen und Produkte zum Verzehr hergestellt werden [1].
Zugelassener Nutzhanf
Seitdem Hanfprodukte immer beliebter werden, werden weltweit auch zunehmend mehr Sorten mit besonderen Effekten gezüchtet. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf CBD-reichen Sorten mit großen Mengen an Cannabidiol und intensive Geschmacksaromen. Bei Kreuzungen von Sativa- und Indicasorten entstehen Wirkspektren, die die beider Sorte vereinen. Allerdings liegt bei derartigen Hanfblüten auch der THC-Gehalt häufig über den gesetzlich zugelassenen 0,2%, deren Erwerb ist also nicht erlaubt.
Für die Herstellung von legalen CBD-Produkten ist hierzulande ausschließlich der Anbau und die Verarbeitung von Nutzhanf erlaubt. Nutzhanf bzw. Industriehanf beinhaltet weniger als 0,2 % THC und kann zu kommerziellen Zwecken weiterverarbeitet werden. Auch hierbei unterscheiden sich die Sorten durch spezifische Merkmale, Anbaubedingungen (wie der Witterung) und Cannabidiolgehalt. Nutzhanf wird je nach Verwendungszweck angebaut. Das kann zur Weiterverarbeitung zu Seilen, Papier, Isoliermaterial, Kleidung, Industrieformen, Brennstoff, Farben, Lacke, Lebensmittel oder auch CBD-Produkten sein. Er eignet sich jedoch nicht zu medizinischen oder Rausch-Zwecken. Bei ihm liegt der CBD-Gehalt deutlich niedriger als der anderer (Wild-)Sorten, durch besondere Extraktionsverfahren kann aber dennoch höher prozentiges CBD gewonnen werden mit den bekannten Wirkungen.
Zur Produktion von Nutzhanfblüten für die CBD-Gewinnung müssen weibliche Blüten aufwendig gezüchtet werden. Damit sich keine Samen ausbilden, dürfen keine weiteren Hanffelder in der Nähe des Anbaugebietes sein, die die Blüten befruchten könnten. Lediglich ein bis zwei Pflanzen pro Quadratmeter werden angepflanzt und idealerweise durch Handarbeit von Schädlingen und anderen Kräutern befreit. Nur so enthält Biohanf keine Pestizidrückstände [9].
In Deutschland als Nutzhanf zugelassen sind u.a.:
- Antal
- Armanca
- Beniko
- Cannakomp
- Carma
- Carmaleonte
- Codimono
- CS Markant
- Dacia Secuieni
- Delta-Ilosa
- Delta-405
- Denise
- Diana
- Dioica 88
- Earlina
- Eletta Campana
- Epsilon 68
- Fedora 17
- Felina 32
- Ferimon
- Fibranova
- Fibrol
- Finola
- Futura 75
- Hibrid TC
- Ivory
- Jubileu
- KC Bonusz
- KC Dora
- KC Virtus
- KC Zuzana
- Kompolti
- Lipko
- Lovrin 110
- Marcello
- Monoica
- Rajan
- Ratza
- Santhica 23
- Santhica 27
- Santhica 70
- Secuieni
- Silvana
- Szarvasi
- Tiborszallasi
- Tisza
- Tygra
- Uniko B
- Uso-31
- Wielkopolskie
- Wojko [8].
Die mittelwüchsige Sorte Earlina besticht beispielsweise durch ein besonderes Terpen-Spektrum und gilt als hochwertigste Nutzhanf-Sorte mit intensivem Geschmack. Die Blüten sind kompakt, sehr intensiv im Geruch und harzig. Die Sorte wurde in Frankreich entwickelt, wächst in Nord- und Zentraleuropa und wirkt vorwiegend beruhigend und entstressend.
Die kleinwüchsige ruderalis/sativa-Sorte Finola kommt ursprünglich aus Finnland und ist durch ihre geruchs- und geschmacksintensiven (terpenreich) und harzigen Blüten reich an ätherischen Ölen und CBD. Sie wird bevorzugt in Kanada und Nordeuropa angebaut.
Die bis zu 2,5 Meter wachsende sativa-Nutzhanfsorte Fedora stammt aus Frankreich und wird in nördlichen und südlichen Klimazonen Europas angebaut. Die Sorte bietet viele Nährstoffe, hat einen vergleichsweise hohen CBD-Gehalt und einen krautigen Geschmack.
Auch die Nutzhanfsorte Futura wächst sehr hoch, bis zu 3,5 Meter. Sie stammt ebenfalls aus Frankreich und wird in den südlichen und nördlichen Klimazonen Europas angebaut. Die sativa-Sorte kann hohe CBD-Werte aufweisen.
Nutzhanf zeichnet sich im Vergleich zu Marihuana durch einen hohen Faseranteil aus. Der Hanf ist dadurch vielseitig verwendbar. Aus ihm lassen sich z.B. Kleidung herstellen, Samen zur Herstellung von Hanföl gewinnen und Hanfblüten und -blätter für CBD-Produkte. Die CBD-Konzentration von Nutzhanf reicht jedoch nicht aus, um Zuhause sein eigenes CBD-Öl mit therapeutischer Wirkung herzustellen. Andere Cannabispflanzen, wie CBD Therapy, Bredolite und Dinamed beinhalten höhere CBD-Konzentrationen, aber auch mehr als den gesetzlich vorgeschriebenen THC-Gehalt. Ihr Erwerb und die Weiterverarbeitung sind daher nicht erlaubt. Bredolite (Satica dominant und mit 9% CBD, unter 1% THC) beispielsweise kann aber vom Arzt verschrieben werden, wenn eine entsprechende Indikation vorliegt. Wenn Du ein CBD-Produkt kaufst, wird in den meisten Fällen auf dem Etikett stehen: Hergestellt aus europäischem Nutzhanf. Bei vertrauenswürdigen Herstellern erfährst Du darüber hinaus auch die Extraktionsmethode und, anhand eines Analysenzertifikates des Labors, den genauen Gehalt an CBD, THC und eventuell anderen Cannabinoiden. So kannst Du das Produkt exakt dosieren und bist auch rechtlich auf der sicheren Seite.
Quellen
[1] Myronenko, Anastasiia, Ein vollständiger Leitfaden rund um CBD Blüten, 02.06.2021 in Alphagreen, abgerufen am 09.09.2021 von https://alphagreen.io/de/cbd-bluten
[2] Christl, Julia, Unterschied zwischen Indica und Sativa – alle Infos, 29.03.2018 in Praxistipps Fokus, abgerufen am 09.09.2021 von https://praxistipps.focus.de/unterschied-zwischen-indica-und-sativa-alle-infos_101064
[3] IACM-Informationen vom 21.07.2018, Cannabinoid medicines, abgerufen am 09.09.2021 von http://www.cannabis-med.org/german/bulletin/ww_de_db_cannabis_artikel.php?id=542&search_pattern=cbd,herz#10
[4] Latour, Alexandra, Cannabis Sorten: Indica, Sativa und Ruderalis – Das sind die Unterschiede, 16.10.2019 in Leafly, abgerufen am 09.09.2021 von https://www.leafly.de/indica-sativa-ruderalis-cannabis-sorten/
[5] Cannabissorten und ihre THC- und CBD-Gehalte, 07.03.2019 in Arbeitsgemeinschaft Cannabis Medizin, abgerufen am 09.09.2021 von https://www.arbeitsgemeinschaft-cannabis-medizin.de/2019/03/07/cannabissorten-und-ihre-thc-und-cbd-gehalte/
[6] Müller, Nathalie, Der Unterschied Zwischen Cannabis Indica, Sativa Und Ruderalis, 23.12.2019 in Kräuterpraxis, abgerufen am 09.09.2021 von https://kraeuterpraxis.de/blog/der-unterschied-zwischen-cannabis-indica-sativa-und-ruderalis/
[7] Cannabis: Sativa, Indica und Ruderalis, 20.02.2019 in allcannabis, abgerufen am 09.09.2021 von https://allcannabis.de/cannabis-das-sind-die-wichtigsten-sorten/
[8] Legale CBD Cannabissorten in Kanaturia, abgerufen am 10.09.2021 von https://www.kanaturia.com/cannabis-medizin/die-cannabis-pflanze/legale-cbd-sorten
[9] Hirschi, Christian, Klaiss, Matthias, Hanf – Anbau und Verwendungsmöglichkeiten, 09.02.2021 in Bio aktuell, abgerufen am 13.09.2021 von https://www.bioaktuell.ch/pflanzenbau/ackerbau/weitere-ackerkulturen/hanf.html
Relevante Studien
[S1] Vigil JM, et al.: Effectiveness of Raw, Natural Medical Cannabis Flower for Treating Insomnia under Naturalistic Conditions. Medicines (Basel). 11.07.2018 in Medicines (Basel);5(3), abgerufen am 09.09.2021 von http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29997343