CBD-Zeitgeist

Hanf – viel mehr als nur CBD und THC

Klar, Hanf besteht nicht nur aus CBD und THC. Die Cannabinoide in der Pflanze verändern sich mit wechselnden Umweltbedingungen ständig, so dass die Zusammensetzung einer jungen Pflanze eine gänzlich andere ist, als die einer erntereifen. Entsprechend gibt es rund 144 verschiedene Cannabinoiden in der Hanfpflanze. Entdeckt wurden sie schon vor zig Jahren, dennoch ist die Forschung zu den isolierten Stoffen noch sehr rar. Nichtsdestotrotz scheinen sie eine große therapeutische Bandbreite zu besitzen. Ihre Wirkung könnte zumindest die “Theorie” des Entourage-Effekts noch einmal verstärken. Wie sieht es also aus mit dem medizinischen Potenzial der anderen Phytocannabinoide

Das Cannabichromen CBC

Was man weiss ist, dass CBC nicht psychotrop wirkt, den Abbau von THC im Körper aber verlangsamt [7]. Dadurch werden Glücksgefühle verlängert und CBC kann als Antidepressivum genutzt werden. Auch scheint es, nach CBD, das stärkste Potential zur Hemmung von Krebszellen zu haben. CBC bindet jedoch nur schwach an die CB-Rezeptoren, kann also an dieser Stelle nur bescheidene Effekte hervorrufen. Dafür hat es eine Affinität zu sogenannten TRP-Rezeptoren. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen scheint das CBC insgesamt einen positiven Einfluss auf:

Die TRP-Rezeptoren

Die bekannten Cannabinoide CBD und THC interagieren mit den CB-Rezeptoren des Endocannabinoidsystems. Im Zusammenhang mit anderen Cannabinoiden treten jedoch immer mehr Rezeptortypen auf, an denen sie eine Wirkung entfalten. CBD und CBDV wirken über die Bindung an die TRP-Rezeptoren, die im ganzen Körper verteilt sind. Dieser Rezeptortyp ist verantwortlich für:

TRP-Rezeptoren weisen darauf hin, wenn in den Zellen etwas nicht in Ordnung ist. Sie helfen beispielsweise, Schmerzen oder Temperaturreize richtig einzuschätzen, Schäden zu vermeiden und das Gleichgewicht im Körper wiederherzustellen. Durch die Interaktion der Cannabinoide mit den Rezeptoren können so Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Dies macht die CBDV-Forschung zur höchsten Priorität, da das Cannabinoid weitere nützliche Auswirkung im Körper haben könnte.

Das Cannabidivarin CBDV

Die Hanfpflanze bildet CBDV nur in geringen Mengen und zwar umso weniger, je mehr die Pflanzen auf einen hohen Gehalt an CBD bzw. THC gezüchtet werden. Es scheint ebenfalls an die TRPV-Rezeptoren zu binden und damit die Wahrnehmung von Schmerzen zu beeinflussen. Es wird vermutet, dass das Cannabinoid eine Rolle bei der Behandlung von: 

Eine Überreizung bestimmter TRP-Rezeptoren führt zu einer Signalkaskade in den Zellen, die beispielsweise Anfälle hervorrufen können. CBDV kann hier die Empfindlichkeit der TRPV-Rezeptoren herabsetzen, den Körper beruhigen. Man vermutet auch, dass durch genetische Veränderungen der TRP-Rezeptoren Nervenschäden entstehen. Insofern ist die Forschung zu CBDV stark gefordert [8].

Cannabigerol CBG

Die Säureform des CBGs, CBGA, ist das Basismolekül, aus dem alle anderen Cannabinoide, wie CBD und CBC, gebildet werden. Die höchste Konzentration an diesem Cannabinoid findet man also in früh geernteten Pflanzen. CBG ist nicht psychoaktiv, scheint den CB1-Rezeptor zu blockieren und damit die Wirkung von THC zu reduzieren. Über seine nervenentspannende Wirkung beruhigt es und soll den Schlaf verbessern und Albträume bekämpfen [7]. 

Verschiedene Studien konnten zeigen, dass CBG krebshemmend wirkt. Dabei soll CBG auf der Ebene der Gene, die für die Entstehung von Krebs verantwortlich gemacht werden können, seine Wirkung entfalten. Darüber hinaus soll CBG, ebenfalls über seine Wirkung an den Genen, die Nerven schützen und so, zumindest im Mäuseversuch, dem Absterben von Nervenzellen und Defiziten der Muskeln entgegenwirken. Insgesamt scheint CBG:

Cannabinol oder CBN

CBN entsteht aus THC, wenn die Hanfpflanze an der Luft altert. Wer in den Genuss des Cannabinoids kommen möchte, braucht also etwas Geduld. Obwohl CBN aus THC entsteht, wirkt es nicht psychoaktiv, ist also nicht als Betäubungsmittel gelistet [4]. Im Organismus bindet CBN sowohl an den CB2-, als auch an den CB-Rezeptor, vereint also Wirkungen beider Substanzen. Dazu kommt eine Bindungsaffinität an TRPV-Rezeptoren. 

Herausragendes Merkmal von CBN scheint zu sein, dass es unter den Cannabinoiden die stärkste Beruhigungswirkung erzielen und dafür auch nur geringe Mengen notwendig zu sein scheinen [5]. Wenn auch ansonsten die Studienlage noch sehr dünn ist, scheint CBN darüber hinaus: 

Cannabicyclol oder CBL

CBL ist hauptsächlich in Cannabis Indica enthalten. Wenn die Pflanzen Licht ausgesetzt werden und altern, entsteht aus CBD zunehmend das nicht psychoaktive und wenig erforschte CBL. CBL soll sowohl über die CB-Rezeptoren, als auch über andere, noch unbekannte Rezeptoren seine Wirkung entfalten. Dabei scheint es entzündungs- und schmerzhemmende zu wirken. Außerdem wird vermutet, dass es einen Einfluss auf Muskelkontraktionen haben könnte, was bisher aber noch nicht ausreichend bewiesen wurde [2].

Die Säureform der Cannabinoide

Ursprünglich liegen alle Cannabinoide in der Säureform (gekennzeichnet durch den Buchstaben A, wie Acid, z.B. bei THCA, CBDA) vor, bevor sie durch Wärme in der Pflanze zu den bekannteren Formen umgewandelt werden. Die Säureformen sind aber bei weitem nicht nur eine unbedeutende Vorstufe, sondern können selbst äußerst wichtig für unseren Organismus sein. Sie sind z.B. hochpotente Entzündungshemmer. So konnte gezeigt werden, dass CBDA beispielsweise doppelt so stark wie Hydrocortison und zehnmal mehr als Aspirin wirkt. 

Darüber hinaus sollen sie: 

Interessant ist auch, dass die Säureformen der Cannabinoide ihre Wirkung ohne Umwege über die CB-Rezeptoren zu entfalten scheinen, indem sie direkt auf entsprechende Enzyme einwirken [3].

Erfahrungsberichte

Nichts überzeugt so sehr, wie ein Erfahrungsbericht von Personen, die in derselben Lage sind, wie man selbst. Wer daran interessiert ist, findet im Internet zahlreiche Foren zum Austausch. Unter https://www.facebook.com/groups/1875755872714021 bieten auch wir eine Selbsthilfegruppe zum regen Austausch an. 

Quellen: 

[1] Aulbach, Henrik, Unbekannte aber wichtige Cannabinoide im Überblick, 13.11.2020 in Hanf Magazin, abgerufen am 30.12.2020 von https://www.hanf-magazin.com/medizin/cannabinoide/unbekannte-aber-wichtige-cannabinoide-im-ueberblick/

[2] Rosa, Sarah Ann, Cannabicyclol – das mysteriöse Cannabinoid, 11.04.2020 in Hanf-Magazin, abgerufen am 30.12.2020 von https://www.hanf-magazin.com/medizin/cannabinoide/cannabicyclol-das-mysterioese-cannabinoid/

[3] Das Endocannabinoid-System (ECS), in Flores vitae, abgerufen am 31.12.2020 von https://flores-vitae.com/wp-content/uploads/2019/04/Das-Cannabinoid-System.pdf

[4] CBN und CBD: Worin unterscheiden sie sich?, 24.04.2019 in Cibdol, abgerufen am 03.01.2021 von https://www.cibdol.de/blog/742-cbn-und-cbd-worin-unterscheiden-sie-sich

[5] Cannabinol (CBN): A Sleeping Synergy, in Steep Hill, abgerufen am 03.01.2021 von https://www.steephill.com/blogs/34/Cannabinol-(CBD):-A-Sleeping-Synergy

[6] Die riesige Welt der Cannabinoide beginnt mit CBG, 04.02.2019 in Cibdol, abgerufen am 03.01.2021 von https://www.cibdol.de/blog/691-die-riesige-welt-der-cannabinoide-beginnt-mit-cbg?search_query=CBC&results=26

[7] Cannabinoide erklärt: Was ist der Unterschied zwischen CBD, CBG und THC?, 27.07.2020 in Dutch Natural Healing, abgerufen am 03.01.2021 von https://dutchnaturalhealing.com/de/cannabinoide-erklarten-unterschied-cbd-cbg-thc

[8] Was ist Cannabidivarin (CBDV)?, 29.04.2019 in Cibdol, abgerufen am 03.01.2021 von https://www.cibdol.de/blog/738-cbdv-aus-wissenschaftlicher-perspektive

Relevante Studien

[S1] Yoshida, H. et. al., Synthesis and pharmacological effects in mice of halogenated cannabinol derivatives, Februar 1995 in Chem Pharm Bull (Tokyo);43(2):335-7, abgerufen am 03.01.2021 von https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/7728937/